Migräne ist eine der bekanntesten Kopfschmerzformen. Sie ist fast schon berühmt, berüchtigt. Mir begegnen sogar immer mal wieder Menschen, die Migräne für ein Hirngespinst halten. Sie gehen davon aus, dass jemand der sagt: „Ich kann nicht, ich habe Migräne!“ lediglich keine Lust hat und eine Ausrede sucht. Damit wird vielen Menschen mit Migräne ein großes Unrecht getan. Jeder, der einen Menschen in einem MIgräneanfall Leiden gesehen hat, weiß, dass es keine fade Ausrede ist.
Was ist Migräne?
Migräne wird laut der aktuellen Kopfschmerzklassifikation (ICHD-3) als attackenartiger Kopfschmerz bezeichnet. Die Dauer der Kopfschmerzattacken beträgt ca. 4-72 h. Typischerweise tritt der Schmerz an einer Kopfhälfte aus und ist vom Charakter pulsierend. Die Kopfschmerzstärke reicht von mittel bis schwer. Häufig werden die Kopfschmerzen von Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit begleitet. Die Migräne kann durch körperliche Betätigung verstärkt werden.
Grundsätzlich wird gesagt, dass der Betroffene zwischen den Migräneattacken Kopfschmerzfrei sein sollte.
Migräne tritt häufig auf. Laut der 2020 veröffentlichten Berichts im Rahmen der Krankheitslast-Studie BURDEN des Robert-Koch-Instituts sind in Deutschland 14,8% der Frauen und 6,0% der Männer von Migräne betroffen.
Eine Migräne wird als chronisch bezeichnet, wenn es zu mehr als 15 Kopfschmerztagen im Monat über mehr als 3 Monate hinweg kommt. Die Migräne wird in eine Migräne mit und eine Migräne ohne Aura unterteilt.
Ablauf einer Migräneattacke
Vorboten (Prodromalphase)
Hierbei handelt es sich um eine Art „Vorankündigung“ der Migräne. Die meisten Migränepatienten haben ihren eigenen Vorboten. Das kann von Heißhunger, Müdigkeit, vermehrtes Gähnen, Konzentrationsstörungen über dunkle Augenränder bis hin zu Euphorie reichen. Es gibt vielfältige Beschwerden. Die Symptome können bis zu zwei Tage vor der eigentlichen Migräneattacke auftreten.
Migräneaura
Diese tritt meist kurz vor dem Migränekopfschmerz auf. Es handelt sich um neurologische Ausfallerscheinungen, die ca. 5 bis 20 Minuten andauern und vollständig wieder verschwinden. Hierbei kommt es am häufigsten zu Sehstörungen. Das typische ist eine Unscharfes Sehen im zentralen Gesichtsfeld, Zick-Zack-Linien im Gesichtsfeld oder Flimmern vor den Augen. Es kann aber auch zu Wortfindungs- oder Gefühlsstörungen kommen (z.B. Kribbeln oder Taubheitsgefühle). Die Kopfschmerzen treten in der Regel innerhalb von 60 Minuten nach der Aura auf.
Ähnlich wie bei den Vorboten kennen die meisten Migräniker*innen ihre persönliche Aura-Variante. Nicht selten ist es so, das auch die Aura ohne den Kopfschmerz auftritt. Das wird besonders häufig mit steigenden Alter beobachtet. Hier scheint der Kopfschmerz nicht mehr so stark zu sein, aber die Aura bleibt weiterhin vorhanden.
Wichtig ist es auch, dass du weißt, dass nicht jede Migräne auch eine Aura hat. Viele Migränepatienten und Migränepatientinnen haben keine Aura.
Exkurs atypische Migräneaura
Es gibt den Begriff der „atypischen Migräneaura“ damit sind Auren gemeint, die nicht Gefühlsstörung, Sehstörung oder Wortfindungsstörungen sind. Darunter fallen zum Beispiel Lähmungen, Schwindel, Hörstörungen oder undeutliche Sprache.
Migränekopfschmerz
Der Kopfschmerz einer Migräneattacke ist typischerweise einseitig (in 2/3 der Fälle) und von pulsierenden Charakter. Häufig wechselt der Kopfschmerz von Attacke zu Attacke die Seite. Der Kopfschmerz kann aber auch beidseitig auftreten. Der Kopfschmerzcharakter kann neben pulsierend auch drückend, stechend oder pochend sein. Die Stärke des Kopfschmerz ist mittelstark bis stark und wird durch körperliche Betätigung verstärkt.
Begleitsymptome
Eine Migräne ist meist nicht nur der Kopfschmerz selbst. Sie geht häufig mit sehr unangenehmen Begleitsymptomen einher. Das sind meistens Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Es kann aber auch zu Geruchsempfindlichkeit, Durchfall, Konzentrationsstörungen, eine depressive oder gereizte Stimmungslage, Nasenlaufen, Tränen oder Rötung der Augen kommen.
Erholungsphase
Das ist die Phase nach der eigentlichen Kopfschmerzattacke. Ich vergleiche sie gern mit der Erholung nach einem heftigen Kampf. Der Körper ist nach dieser Migräneattacke geschafft und viele beschreiben eine Müdigkeit, verminderte Aufmerksamkeit, Stimmungsschwankungen, Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, körperliche Schwäche oder Benommenheit. Einige vergleichen den Zustand auch mit einer Kater nach übermäßigen Alkoholkonsum. Diese Erholungsphase kann wenige Stunden bis Tage nach dem eigentlichen Kopfschmerz andauern.
Trigger
Als Migränetrigger werden nicht die eigentliche Ursache von Migräne gesehen, sondern viel mehr der Auslöser der Migräne. Einige Migränepatienten können genau angeben, was bei ihnen Migräne auslösen kann. Das ist aber eher bei der Minderheit der fall. Die meisten vermuten es lediglich. Es ist jedoch auffällig, dass bei vielen Patienten und Patientinnen nicht immer eine Migräne durch den gleichen Trigger ausgelöst werden muss.
Typische Trigger sind:
- Stress
- Hormonschwankungen
- Ausgelassene Mahlzeiten
- Wetterumschwünge
- Unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
- Bestimmte Duftstoffe
- Nackenschmerzen
- Grelles Licht
- Alkohol
- Hitze
- Bestimmte Nahrungsmittel
- Sport
- Sex
Pingback: Spannungskopfschmerzen | Adiós Kopfschmerz
Pingback: Verschiedene Kopfchmerzarten - Mischkopfschmerz | Adiós Kopfschmerz
Pingback: Cluster Kopfschmerzen | Adiós Kopfschmerz
Pingback: Juni- ein besonderer Monat für Kopfschmerzen | Adiós Kopfschmerz
Pingback: Auslöser (Trigger) für Kopfschmerzen und Migräne - Die Kopfschmerzgrenze | Adiós Kopfschmerz